«Die Cloud ist letztendlich eine Vertrauenssache»

Nach knapp anderthalb Jahren Entwicklungs- und Bauphase hat Microsoft am 28. August 2019 in der Region Zürich und Region Genf seine beiden Schweizer Datacenter in Betrieb genommen. Zum Start stehen Kunden aus der neuen Microsoft Cloud Switzerland wie bereits angekündigt verschiedene Azure Infrastruktur Services (Virtual Machines, Storage, Backup etc.) sowie auch bereits einige Plattform-Services wie Azure SQL DB oder Cosmos DB zur Verfügung.

Wann aber kommt denn nun Office 365? Wie funktioniert das eigentlich mit einem Umzug aus den Datacentern in Amsterdam oder Dublin in die Schweiz? Und was bringt mir ein solcher Umzug überhaupt – ausser der Datenhaltung hierzulande? Wir hatten die Gelegenheit uns mit Primo Amrein (Bild), Cloud Lead Microsoft Schweiz, über diese und einige weitere Fragen rund um die brandneuen Schweizer Datacenter zu unterhalten.

Primo Amrein: Nun sind sie also in Betrieb, die Schweizer Microsoft Datacenter. Wie wichtig ist die lokale Datenhaltung in der Schweiz im Cloud Computing heute inzwischen aber überhaupt noch?

Es zeichnet sich tatsächlich immer mehr ab, dass die lokale Datenhaltung für Schweizer Unternehmen auch von rechtlicher Seite nicht mehr 100 Prozent gegeben sein muss – sogar in regulierten Industrien. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass dieser Fakt sowohl für unsere Kunden und unsere Partner ein grosser Vorteil ist. Da spielen ebenfalls emotionale Faktoren. Wir haben viele nationale und internationale Firmen, die ein grosses Interesse am Datenstandort Schweiz haben. Die Schweiz geniesst hier durch ihre politische Stabilität etc. ein grosses Prestige. Aber seien wir ehrlich: Die Cloud ist letztendlich eine Vertrauenssache. “Das schläckt kei Geiss wäg”, wie ich es als Innerschweizer gerne sage. Und Vertrauen kann man nicht erzwingen. Wir versuchen es durch alle unsere Efforts im Bereich Datenschutz und Schutz der Privatsphäre oder Compliance zu gewinnen.

Was können oder dürfen unsere Kunden von den neuen Microsoft Datacentern in der Schweiz abgesehen von der lokalen Datenhaltung sonst noch erwarten?

Dadurch, dass wir nun die Daten und die Applikationen in der Schweiz haben, sind auf jeden Fall Verbesserungen im Bereich der Latenz und damit bei der Performance zu erwarten. Man muss das aber im Detail anschauen. Ich kann nicht pauschal jedem Kunden versprechen, dass seine SharePoint Online-Farm nun zum Beispiel vier Mal schneller wird. Es kommt ganz auf das Setup an.

Weiter ist es so, dass wir aufgrund einer gewissen Ausrichtung auf regulierte Industrien, und damit auch auf sehr sensitive Workloads, gewisse Azure Dienste hier in der Schweiz vermutlich früher werden bringen können als in anderen Regionen. Davon werden hiesige KMU ebenfalls profitieren.

«Es sind auf jeden Fall Verbesserungen im Bereich der Latenz und damit bei der Performance zu erwarten.»

Primo Amrein, Cloud Lead Microsoft Schweiz

Es wird also schneller. Das dürfte unsere Kunden freuen. Wie steht es um Ausfälle oder Unterbrüche? Gibt es hier ebenfalls Verbesserungen?

Die Stabilität und Zuverlässigkeit der Microsoft Cloud ist generell hoch, trotzdem können Ausfälle und Unterbrüche immer passieren. Umso wichtiger ist es, die Cloud-Lösung entsprechend zu designen und aufzusetzen. Da wir in der Schweiz ein Standardmodell fahren, erwarte ich bezüglich Cloud-Stabilität ein ähnliches Bild wie in anderen Regionen. Natürlich lernen wir immer dazu. Das ist ein Vorteil eines grossen Cloud Providers wie Microsoft, wir profitieren hier von enormen Skaleneffekten. Wenn wir in einer Region gewisse Erkenntnisse gewinnen, lassen wir diese selbstverständlich in die Services in anderen Regionen einfliessen. Trotzdem gibt es leider keine 100-prozentige Ausfallgarantie – wie es sie auch on-premise nie gab.

Wer stellt den lokalen Betrieb bzw. Support sicher?

Der gesamte Hardware-nahe Betrieb wird von den selben Personen, die bereits unsere Schweizer Datacenter aufgebaut haben, lokal sichergestellt. Sie kümmern sich beispielsweise um den Austausch defekter Harddisks oder Kabel. Für den gesamten Software-Support und Operations nutzen wir den globalen Standardprozess.

Eine Frage, die wir auch immer wieder hören: Azure schön und gut, aber wann gibt es denn nun Office 365 aus der Schweiz? Gibt es dazu neue Informationen?

Wie bereits angekündigt, werden wir innerhalb von drei bis sechs Monaten nach dem initialen Launch unserer Microsoft Cloud Switzerland die ersten Office 365 Dienste anbieten. Das werden Exchange Online, SharePoint Online und OneDrive for Business mit lokaler Datenhaltung in der Schweiz sein.

Wenn alles normal läuft, dürfen wir also noch 2019 damit rechnen? Wie wird die Preisgestaltung aussehen?

Ja, wir würden die angesprochenen Office 365 Dienste gerne noch in diesem Jahr lancieren. Versprechen kann ich das so aber noch nicht. Was ich dafür bereits sagen kann: Bei Office 365 ist in der Schweiz – im Unterschied zu Azure – mit den gleichen Preisen zu rechnen wie in zum Beispiel Amsterdam.

«Wir würden die angesprochenen Office 365 Dienste gerne noch in diesem Jahr lancieren. Versprechen kann ich das so aber noch nicht.»

PRIMO AMREIN, CLOUD LEAD MICROSOFT SCHWEIZ

Wie werden Kunden, die bisher in Amsterdam bzw. Dublin waren, ihr Office 365 in die Schweiz bringen können? Und ist das ein grosses Projekt oder sind das nur zwei Klicks?

Grundsätzlich ist es so, dass ein Office 365 Tenant Move in der Verantwortung von Microsoft als Software-as-a-Service-Anbieter liegt. Wir stehen hier also in der Pflicht und werden die Tenant Moves ausführen. Sobald Office 365 in der Schweiz live sein wird, wird ein entsprechendes Programm starten. Im Rahmen dieses Programmes werden bestehende Schweizer Office 365 Kunden angeschrieben werden und einen solchen Tenant Move in Auftrag geben können. Im Anschluss werden die Daten innerhalb einer bestimmten Zeit – das können unter Umständen viele Monate sein – komplett automatisiert migriert. Als Kunde muss ich also wenig tun. Was dazu gehört, ist beispielsweise das Whitelisting gewisser IP-Adressen, die wir während dem Prozess zur Verfügung stellen werden. Aber sonst läuft das unabhängig im Hintergrund – mit minimalem User-Impact. Weitere Informationen findet man online auf https://aka.ms/move.

Ich kann den Vorgang als Kunde oder Partner also nicht beschleunigen? Und was ist, wenn noch nicht alle meine Office 365 Dienste in der Schweiz angeboten werden?

Nein, es gibt nur diesen einen Prozess und daran kann man nichts ändern. Ich kann den Tenant Move aber bereits anstossen, auch wenn einer meiner Dienste aus Office 365 noch keine lokale Datenhaltung hat. Der User wird davon nichts mitbekommen, es wird weiterhin alles “aus einem Guss” kommen – die Frage ist einfach, wo die entsprechenden Daten des Dienstes liegen.

Last but not least: Soll ich als Schweizer Unternehmen jetzt noch migrieren oder besser warten bis Office 365 hierzulande live ist?

Wenn es möglich ist, dann würde ich vorschlagen noch zu warten bis wir in ein paar Monaten live sind. Ab dann werden nämlich alle neuen Schweizer Kunden automatisch in der Schweiz aufgesetzt. Wenn die Datenhaltung in der Schweiz und die weiteren bereits erwähnten Vorteile wie geringere Latenz weniger wichtig sind, dann kann man mit dem Projekt ohne Bedenken bereits jetzt starten. Ein Wechsel in die Schweiz ist anschliessend wie beschrieben absolut machbar.

Sie möchten mehr über die neuen Schweizer Datacenter von Microsoft erfahren? Gerne stehen wir Ihnen für ein persönliches Gespräch zur Verfügung.

Michel Vogel

Michel Vogel kümmert sich als Leiter Marketing und Kommunikation um den Auftritt der WAGNER AG - ob digital oder analog, vom Event bis zum Social Media Post.

Michel Vogel
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